Klaus J. Schoen o.T., 1976 Öl/Leinwand 160 x 120 cm © Sammlung Grauwinkel
Ort:
Kunstverein KunstHaus Potsdam

Ulanenweg 9
14469 Potsdam

Telefon: +49 331 2008086

www.kunstverein-kunsthaus-potsdam.de

Öffnungszeiten:
Di. - So. 12 - 17 Uhr und nach tel. Vereinbarung

Eintritt: Frei

Barrierefrei:
√ Eingang ebenerdig
√ Assistenzhund zugelassen
√ Voll zugänglich
√ Parkplatz für Rollstuhlfahrende
25.07.2021 bis 05.09.2021
Veranstalter: Kunstverein KunstHaus Potsdam e.V.

Systhema. Positionen des Konkreten

Malerei, Graphik, kinetisches Objekt. Eine Kooperation mit der Sammlung Grauwinkel, Kleinmachnow

Mit :
Frank Badur | Andreas Brandt | Stefanos Gazis | Johannes Geccelli Kristin Gerber | Thomas Kaminsky | Jan Kotik | George Rickey Christian Roeckenschuss | Klaus J. Schoen | Peter Sedgley | Rudolf Valenta

Was einst als konkrete Utopie begann, ist heute Kunstgeschichte. 1974 gründete sich unter dem vorläufigen Namen System eine internationale Künstlergruppe, die sich dem zur damaligen Zeit in Berlin dominierenden Neo-Realismus der Nachkriegszeit künstlerisch entgegenstellte. Umgetauft in Systhema gaben die in der Stadt lebenden und arbeitenden zwölf Künstler und eine Künstlerin eine „Antwort auf einen Mangel“ (Karl Ruhrberg) inmitten realistischer Tendenzen. Mit ihren Werken forderten sie den Anschluss an einen internationalen Kunstbegriff. Im begleitenden Katalog zur Ausstellung der Künstlergruppe 1978 in Bern schreibt Ruhrberg weiter: „Abstrakte Kunst, vor allem die tendenziell systematisch-konstruktive bis technoid-kinetische, hat es schwer in Berlin …“.

Der Kunstverein KunstHaus Potsdam freut sich, mit der aufgrund der Corona-Pandemie in den Sommer verschobenen Ausstellung Systhema. Positionen des Konkreten eine Retrospektive dieser einstigen „kulturelle(n) Kampfposition“ (Richard Paul Lohse) zu zeigen und diese neu zu verhandeln. Mit Malereien, Objekten und einer Grafikmappe von 1978 ist die Ausstellung eine Hommage und eine Erinnerung an das Wirken der Künstlergruppe. Dank der Leihgaben der in Kleinmachnow beheimateten und international beachteten Sammlung Grauwinkel sind deren konstruktive künstlerische Positionen ab dem 25. Juli 2021 im KunstHaus zu sehen.

Die entliehenen Werke aus den 1960er und 70er Jahren stammen aus der Zeit der gemeinsamen Ausstellungen der Künstlergruppe u.a. 1977 in Helsinki im Kunstmuseum Amos Anderson und 1978 in Bern in der Galerie Loeb. Im KunstHaus Potsdam werden sie durch eine Auswahl weiterer Arbeiten der Künstler*innen ergänzt, was Einblicke in künstlerische Entwicklungen gibt und Bezüge zu kunstaktuellen Diskursen herstellen lässt.

Ein großer Dank geht zudem an die Berlinische Galerie, die mit der Leihgabe der Skulptur von George Rickey Peristyl IV von 1973 die Ausstellung eindrucksvoll und historisch komplettiert. Sechs einzelne, vertikal ausgerichtete filigrane Stabkonstruktionen aus Stahl entwickeln eine gemeinsame Bewegung und Dramaturgie, indem der Künstler jedem Einzelobjekt einen Stab mehr hinzufügte und deren Positionen variierte. Luftzug bewegt die einzelnen Stäbe, was deren Ausrichtung verändert, ohne dass sie sich jemals berühren.

Die Künstlergruppe Systhema fand in Bern mit dem international anerkannten Kurator und Leiter der documenta Harald Szeemann einen prominenten Unterstützer, der die dortige Ausstellung kuratierte. Der bekannte Konstruktivist Richard Paul Lohse wurde zu einem engagierten Wegbereiter und Freund der Gruppe. Im Katalog zur Ausstellung 1978 schreibt er: „Immanent ist dem Konstruktiven dieser Epoche wie dem Konstruktivismus der 20er Jahre ein Sozialgerichtetsein, nicht im Sinne eines Weltanschaulich-Dargestellten, sondern des zeitgerechten Verhaltens einer Kunst, die meint, was sie zeigt und aus der Notwendigkeit zur Humanität kommt. Ist dies weniger realistisch als die illustrative Darstellung des Realen?“

Die Werke von Frank Badur, Andreas Brandt, Stefanos Gazis, Johannes Geccelli, Kristin Gerber, Thomas Kaminsky, Jan Kotík, George Rickey, Christian Roeckenschuss, Klaus J. Schoen, Peter Sedgley und Rudolf Valenta können durch diese Ausstellung wiederentdeckt und neugelesen werden.

Text: Constanze Musterer M.A.


Eröffnung am Sonntag, 25. Juli 2021, 15 bis 19 Uhr
Ab 17 Uhr sprechen:
Martin Gorholt, Vorsitzender Kunstverein KunstHaus Potsdam
Siegfried Grauwinkel, Leihgeber
Nicola Kuhn, Kunst-Redakteurin des Tagesspiegels

Weitere Veranstaltungen: Ausstellungsrundgang zur Finissage mit dem Leihgeber Siegfried Grauwinkel und der Kuratorin Rahel Schrohe am Sonntag, 5.9.2021, 15 Uhr

Es gelten die aktuellen Corona-Regeln.

Ausstellungsdauer: 25.7. – 5.9.2021

Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag, 12 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung
Aktuelles unter: www.kvkhpotsdam.de
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit: Tel. 0331 – 200 80 86 / info@kvkhpotsdam.de



Frank Badur (geb. 1944 in Oranienburg, bei Berlin) lebt und arbeitet in Berlin und Finnland. Studium der Malerei an der Hochschule für bildende Künste, Berlin. Seit 1973 ständiges Atelier in Finnland. 1979 realisierte Badur eine Reihe von Kunstprojekten im öffentlichen Raum. Professur an der Hochschule der Künste (später Universität der Künste), Berlin. Gastprofessur an der China Academy of Art, Hangzhou. Visiting Artist an der Georgia State University, Atlanta. Seine Arbeiten waren in internationalen Einzel- und Gruppenausstellungen zu sehen u.a. im Neuen Berliner Kunstverein, Margaret Thatcher Projects in New York, im Amos Anderson Art Museum in Helsinki oder im Kunstmuseum in Stuttgart, zuletzt im Haus Konstruktiv in Zürich (2016). Mehr Info http://www.frankbadur.de/

Andreas Brandt (1935 in Halle, Saale – 2016 in Niebüll, Schleswig-Holstein), Studium an der Hochschule für bildende Künste Berlin bei Ernst Schumacher, Gastdozent HfbK, Berlin. 1977 erhielt er den Berliner Kunstpreis. Seine Werke befinden sich in zahlreichen öffentlichen Sammlungen wie etwa in der Berlinischen Galerie oder der Kunsthalle Hamburg. Er stellte u.a. im Amos Anderson Art Museum in Helsinki aus.

Stefanos Gazis (1943 in Modion, Griechenland – 2001 in Berlin), Studium an der Hochschule für bildende Künste Berlin, Einzelausstellungen hauptsächlich in Berlin (u.a. Galerie daedalus), beteiligt an Ausstellungen u.a. im Fridericianum in Kassel, im Goethe Institut in Athen, im Amos Anderson Art Museum in Helsinki und im Haus am Kleistpark in Berlin.

Johannes Geccelli (1925 in Königsberg – 2011 in Jühnsdorf, Teltow-Fläming bei Berlin), Studium an der Kunstakademie in Düsseldorf. Als Gastdozent an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg war er ab 1964 tätig, ein Jahr später als Professor an der Hochschule der Künste in Berlin und 1980 als Gastprofessor am Hunter College in New York City. Seit 1994 führte er ein Atelier in Jühnsdorf. Gecelli wurde mehrfach ausgezeichnet. 1958 erhielt er den Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen. 1960 wurde ihm der Villa-Romana-Preis und 1963 der Ruhrpreis für Kunst und Wissenschaft verliehen. Im Jahr 1998 erhielt er den Lovis-Corinth-Preis. Einzelausstellung u.a. in der Berlinischen Galerie 2006, beteiligt an der Ausstellung im Amos Anderson Art Museum in Helsinki.

Kristin Gerber (geb. 1938 in Berlin) lebt und arbeitet in Berlin und auf Mallorca. Studium der Malerei, Radierung und Relief an der Escuela de Bellas Artes der Universidad de Chile, weitere Studien an der Hochschule für Bildende Künste München und der Ecole Nationale des Beaux Arts in Paris, Studium Metallarbeiten an der Hochschule für Bildende Künste Berlin, Radierung im Atelièr 17 in Paris bei S.W. Hayter sowie an der Slade School of Fine Art in London. 1982 und 1984 Gastdozentin für Radierungen an der Hochschule der Künste Berlin. Seit 1970 lehrt sie Radierung, Design, Gestaltung und Herstellung von Schmuck in Berlin. 1978 DAAD-Stipendium in New York. Mehrere internationale Einzel- und Gruppenausstellungen u.a. im PS1 in New York und in der Galerie Petersen in Berlin, auf der Biennale de Paris und im Amos Anderson Art Museum in Helsinki. Mehr Info http://www.enz-de.de/kg/me/me.html

Thomas Kaminsky (geb. 1945 in Dresden) lebt und arbeitet in Köln und Wien. Studium in Berlin bei Hann Trier. 1973 DAAD-Stipendium, Paris, 1977 Karl-Schmidt-Rottluff-Stipendium. 1979 Villa-Massimo-Stipendium Rom. Seit 1970 Ausstellungsbeteiligungen, u.a. im Amos Anderson Art Museum in Helsinki. Mehr Info https://thomaskaminsky.de

Jan Kotík (1916 in Turnov/Böhmen – 2002 in Berlin), Studium an der Hochschule für angewandte Kunst, Prag bei Prof. J. Benda. 1941–1945 Ausstellungsverbot durch die Nationalsozialisten als „entarteter“ Künstler. 1948–1955 Ausstellungsverbot während der Zeit des Stalinismus. Jury-Mitglied der Triennale in Mailand. 1964 Vertreter der Tschechoslowakei auf der Biennale in Venedig. 1969 Gast des DAAD, Jahresstipendium für West-Berlin. Seit 1975 Mitglied des Deutschen Künstlerbundes. 1978/79 nahm Kotík an den raumbezogenen Ausstellungen und individuellen Manifestationen der Lützowstraße Situationen (später „Büro Berlin“) teil. 1990–1991 Gastprofessur an der Akademie der Bildenden Künste, Prag. Zahlreiche internationale Einzel- und Gruppenausstellungen, u.a. im Amos Anderson Art Museum in Helsinki und im Neuen Berliner Kunstverein.

George Rickey (1908 in South Bend, Indiana, USA – 2002 in Saint Paul, Minnesota, USA), bis 1941 Geschichtsstudium in Oxford, Studium an verschiedene Kunstakademien in Paris. 1933 fand die erste Einzelausstellung mit Werken Rickeys in der New Yorker Caz-Delbo Gallery statt. DAAD Stipendium in Berlin. In den 1960er Jahren folgten Werkschauen in renommierten Museen in Deutschland, wie in der Kunsthalle Düsseldorf, im Berliner Haus am Waldsee und in der Kestner-Gesellschaft in Hannover sowie internationale Ausstellungen u.a. im Amos Anderson Art Museum in Helsinki und zuletzt im Indianapolis Art Center (2009). Seine Werke befinden sich in internationalen Sammlungen, beispielsweise in den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen in München, in der Berlinischen Galerie, in der Hamburger Kunsthalle, in der Londoner Tate Gallery oder im Solomon R. Guggenheim Museum in New York.

Christian Roeckenschuss (1920 in Dresden – 2011 in Berlin), Musikstudien in Dresden und Studium der Malerei an der Hochschule für bildende Künste, Berlin bei Hans Uhlmann und Alexander Camaro. 1956 Stipendium des Institut Français, Berlin (Studienaufenthalt in Paris). 1963 Kunstpreis vom Kulturkreis im Bundesverband der Deutschen Industrie, Köln, anlässlich der,ars viva‘. 1964 Einladung in die USA und Studienreise nach Mexiko. Internationale Einzel- und Gruppenausstellungen u.a. im Amos Anderson Art Museum in Helsinki, im Mies van der Rohe Haus Berlin oder bei Köppe Contemporary Berlin.

Klaus J. Schoen (1931 in Königsberg – 2018 in Berlin), 1951 begann er ein Studium an der Hochschule für angewandte Kunst in Ost-Berlin, wechselte bereits ein Jahr später an die Hochschule der Bildenden Künste in West-Berlin (Meisterschüler von Ernst Schumacher). Zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland wie u.a. im Mies van der Rohe Haus in Berlin oder der Kunsthalle Messmer in Riegel am Kaiserstuhl.

Peter Sedgley (geb. 1930 in London) lebt und arbeitet in Berlin. Architekturstudium in London, wandte sich 1963 als Autodidakt der Malerei zu. Zusammen mit der Künstlerin Bridget Riley gründete er zwischen 1968–1970 die gemeinnützigen Organisationen S.P.A.C.E. und A.I.R. 1971 DAAD Stipendium in Berlin, Internationale Einzelausstellungen in der Akademie der Künste in Berlin, dem Neuberger Museum of Art, New York oder Redfern Gallery in London; Ausstellungsbeteiligungen im Museum of Modern Art, New York (The Responsive Eye), im Amos Anderson Art Museum in Helsinki oder im Centre Pompidou in Paris.

Rudolf Valenta (1929 in Prag – 2015 in Berlin), 1974 Gast des DAAD in Berlin. Internationale Ausstellungsbeteiligungen im Amos Anderson Art Museum in Helsinki, im Haus am Kleistpark in Berlin, Galerie Zavodny, Mikulov, Tschechien und auch im Kunstverein KunstHaus Potsdam.